Tuesday, June 1, 2010

Bonner Vortragsreihe von itemis: Nach der WM ist vor der WM

Im Rahmen der Bonner Vortragsreihe, die gerade von Hanno Wendt (itemis) organisiert wird (siehe auch die allgemeinen itemis Veranstaltungen), erzählte gestern Thomas Fricke (viadee) von seinen Erlebnissen als Mitarbeiter von Franz Beckenbauer im Organisationskomitee der WM 2006 und davon, wie man die Erkenntnisse aus Projektmanagementsicht auf seine eigenen Projekte übertragen kann. Der Vortrag war, wie der Untertitel versprach, tatsächlich ein spannender Blick hinter die Kulissen einer Fußballweltmeisterschaft. Es wurden auch einige Zahlen genannt, die belegten, dass heutzutage der Ticketverkauf bei den Einnahmen kaum noch eine Rolle spielt, da der Löwenanteil durch Medienrechte und Sponsoren erzielt wird.

Der Vortrag war auch für Nicht-Fußballenthusiasten wie mich sehr unterhaltsam und mit lustigen Fußballer-Kommentaren gewürzt wie etwa "Fußball ist wie Schach - nur ohne Würfel." Neben der Unterhaltung wurden auch einige Parallelen zum IT-Geschäft gezogen. Nicht nur die Organisation alleine, sondern auch die Einbeziehung von Emotionen haben wohl dazu geführt, dass die WM als "Sommermärchen" anstatt nur als "gut organisiert" bezeichnet wird. Beispiele dafür sind der vorherige Besuch der Teilnehmerländer von hochrangigen Vertretern des Organisationskomitees, alternative Sicherheitskonzepte anstelle von Zäunen in Stadien, mehrsprachige Freiwillige für die ausländischen Fans und die "Freundlichkeitskampagne" mit der Deutschen Zentrale für Tourismus. Eine offene Hierarchie mit transparenter Kommunikation und aufrichtigem Lob (was in Deutschland generell viel zu kurz käme) hat laut Fricke ebenfalls wesentlich zum Gelingen beigetragen.

Beruhigend war für mich zu hören, dass dort bezüglich Methoden und Werkzeugen offenbar auch nur mit Wasser gekocht wurde. Diese Einfachheit sei aber konsequent durchgezogen worden. Es seien beispielsweise keine Ausnahmen bei den regelmäßigen Treffen gemacht worden, auch wenn man versucht war, diese zu streichen, "weil es doch gerade prima läuft". Auch wurden oftmals Office-Dokumente anstelle komplizierter Werkzeuge verwendet. Im Wesentlichen wurden also einfache und altbekannte Methoden eingesetzt. Fricke nannte das "die Perfektion des Naheliegenden".

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